Vorsorgevollmacht: Tipps für den Fall der Fälle

Mit einer Vorsorgevollmacht legst du fest, wer sich um deine Angelegenheiten kümmert, wenn du selbst nicht mehr dazu in der Lage sein solltest. Kein angenehmes Thema so eine Vorsorgevollmacht – aber eins, das dir und deinen Angehörigen Sicherheit gibt. Wir helfen dir, das Thema anzugehen.

Vorsorgevollmacht: Tipps für den Fall der Fälle
Vorsorgevollmacht: Tipps für den Fall der Fälle

Wofür brauche ich eine Vorsorgevollmacht!

Radfahrer liegt nach Unfall im Koma. Schlaganfall – völlig ohne Vorwarnung. Demenz schreitet voran. Beim Lesen oder Hören mancher Nachrichten schleicht sich so ein ungutes Gefühl ins Unterbewusstsein. Zum Glück ist man selbst nicht betroffen. Aber was wäre, wenn? Trotz allem Optimismus kann leider keiner verlässlich ausschließen, dass ein unvorhergesehener Schicksalsschlag das Leben von einem auf den anderen Tag auf den Kopf stellen kann. Wenn man aber plötzlich selbst keine eigenen Entscheidungen mehr treffen kann, muss jemand anderes stellvertretend das „geschäftliche“ Leben organisieren – Verträge schließen, Finanzen regeln, medizinische Maßnahmen absegnen. Dass das automatisch Partner:in, Eltern oder Kinder übernehmen können, ist ein weit verbreiteter Irrglauben. Wer keine Vorsorge getroffen hat, begibt sich vielmehr in die Hände von Richter:innen, die einen gerichtlichen Betreuer bestellen müssen. Und genau hier kommt die Vorsorgevollmacht ins Spiel. Mit ihr lässt sich rechtzeitig dokumentieren, was im Ernstfall geschehen soll und wer was entscheiden darf.

Was lässt sich mit der Vorsorgevollmacht regeln?
Personen ihres Vertrauens werden zu Bevollmächtigten, die grundsätzlich sämtliche finanziellen und persönlichen Angelegenheiten regeln dürfen.

Mit einer Vorsorgevollmacht ernennen die Verfasser:innen eine oder mehrere Personen ihres Vertrauens zu Bevollmächtigten, die grundsätzlich sämtliche finanziellen und persönlichen Angelegenheiten regeln dürfen. Sie können zum Beispiel Verträge schließen oder kündigen, Rechnungen bezahlen, das Vermögen verwalten, Kontakt zu Behörden und Krankenkassen aufnehmen, Pflegeheime und Krankenhäuser auswählen oder Einwilligungen zur Vornahme oder zum Abbruch medizinischer Handlungen (wie zum Beispiel Rehabilitationsmaßnahmen) geben. Lediglich in besonderen schwerwiegenden Fällen (zum Beispiel bei lebensgefährdenden Maßnahmen oder bei Unterbringung mit Freiheitsentziehung) bedarf die Einwilligung des Bevollmächtigten zum Schutz des Betroffenen zusätzlich noch der Genehmigung des Betreuungsgerichts.

Grundsätzlich sollte die Vorsorgevollmacht möglichst weit gefasst sein. Alternativ kann man aber auch nur einzelne Lebensbereiche benennen, in denen jemand für Dich entscheiden soll.

Reicht nicht auch das Notvertetungsrecht von Ehepartner:innen?

Seit 2023 ist tatsächlich gesetzlich geregelt, dass Eheleute ihre Partner:innen in Notsituationen, in denen diese ihren Willen nicht mehr selbst äußern können, vertreten dürfen – auch, wenn es keine Vorsorgevollmacht gibt. Es geht hier allerdings nur um gesundheitliche Notsituationen und die Gesundheitssorge. Dazu zählt etwa die Einwilligung in Untersuchungen des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ärztliche Eingriffe. Die Vertretung ist darüber hinaus auf sechs Monate begrenzt.

Fazit: Eine umfassende Vorsorgevollmacht ersetzt dieses Notvertretungsrecht daher nicht

Wichtige Formulierungen in der Vorsorgevollmacht

Apropos: Inhaltlich ist ganz entscheidend, dass kein Zweifel über den Eintritt der Wirksamkeit der Urkunde entsteht. Sätze wie „die Vollmacht gilt, wenn ich nicht mehr selbst handeln kann“, sind schwierig. Denn ob das der Fall ist, können weder Bankangestellte noch Behörden überprüfen. Die Vollmacht sollte sicherheitshalber vielmehr sofort mit der Unterschrift wirksam sein.

Sinnvoll ist auch, die Vollmacht über den möglichen Tod hinaus reichen zu lassen. In dem Fall kann der Bevollmächtigte auch den kompletten Nachlass abwickeln, ohne Erbscheine zu beantragen.

Ebenfalls gut ist, wenn Vollmachtgebende das so genannte Insich-Geschäft (§ 181 BGB) ausschließen. Nur dann kann zum Beispiel das Kind das Haus der Eltern an sich selbst verkaufen

Ihr solltet regelmäßig überprüfen, ob der Inhalt der Vorsorgevollmacht noch den eigenen Wünschen entspricht. Das gilt insbesondere, wenn sich die eigenen Lebensumstände ändern. Die Vollmacht lässt sich jederzeit widerrufen oder inhaltlich ändern.

Wer erstellt eine Vorsorgevollmacht?

Grundsätzlich kann das jeder selbst machen. Dabei sollte die Vollmacht aber auf jeden Fall schriftlich aufgesetzt sein, damit sich die Verteter:innen ausweisen können. Gute Vordrucke gibt es zum Beispiel auf der Seite des beim Bundesjustizministeriums. Die Verbraucherzentralen bieten alternativ auf ihrer Website ein kostenloses interaktives Online-Tool, das beim Erstellen der Vollmacht hilft. Eine andere Möglichkeit ist, einen Termin beim städtischen Betreuungsamt zu vereinbaren, wo man die Vollmacht mit den dortigen Ansprechpartner:innen gemeinsam aufsetzen kann. Die Kosten dafür betragen in der Regel zehn Euro. Natürlich kann man auch zu Notar:innen gehen, die einen umfassend beraten. Die Notargebühren sind abhängig vom Umfang des Vermögens. Liegt das zum Beispiel bei 100.000 Euro, kostet die Beurkundung rund 200 Euro inklusive Mehrwertsteuer.

Wichtig: Für bestimmte Rechtsgeschäfte – zum Beispiel die Aufnahme eines Darlehens, um Pflegekosten vorzufinanzieren – schreibt der Gesetzgeber eine notarielle Beurkundung ausdrücklich vor. Will der Bevollmächtigte Grundstücksgeschäfte gegenüber dem Grundbuchamt vollziehen, ist zumindest eine öffentliche Beglaubigung der Vorsorgevollmacht erforderlich. Diese kann auch das Betreuungsamt erteilen. Anders als eine notarielle Beurkundung endet dieser aber bei allen ab 2023 beglaubigten Vollmachten mit dem Tod des Erteilenden.

Formulare zur Vorsorgevollmacht

Was ist der Unterschied zwischen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung?

  • Die Patientenverfügung richtet sich vor allem an die behandelnden Ärzten. Hierin legst du deinen persönlichen Willen in Hinblick auf medizinische Behandlungen im Notfall fest: Vorgaben zu Art und Umfang der Behandlung, Ausschluss bestimmter Behandlungsformen, Einstellung zu lebenserhaltender Technik etc.
  • Die Vorsorgevollmacht regelt, wer stellvertretend für dich Ansprechpartner ist und den in der Patientenverfügung formulierten Willen gegenüber Ärzten und dem medizinischen Personal durchsetzen soll.

Und wann schreibst du deine Vorsorgevollmacht?

Der Name Vorsorgevollmacht ist Programm. Es geht um Vorsorge. Man macht sich einmal in Ruhe Gedanken, was im Fall der Fälle gelten und wer einen vertreten soll. Unabhängig davon, dass einem das selbst ein gutes Gefühl gibt, entlastet man damit auch seine Angehörigen. Sie haben im Ernstfall einfach mehr Orientierung und Handlungsspielräume. Sich einmal aufzuraffen, lohnt sich.

Bankvollmacht schon erteilt?

Sobald du ein Konto eröffnest, stellt sich immer auch die Frage, ob es jemanden gibt, der Zugriff  darauf erhalten soll. Zum Beispiel, um in Notfällen Geld abzuheben, Überweisungen zu tätigen oder Daueraufträge zu ändern. PSD-Bank-Kunden nutzen dazu am besten direkt das Formular der Bank. Hier ist auch genau beschrieben, für welche Fälle die Vollmacht gilt und für welche nicht.

War dieser Artikel für Sie hilfreich?
Das könnte Sie auch interessieren